Verlobung feiern: Traditionelle Bräuche aus aller Welt

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Die Verlobung feiern ist ein großer Schritt in Richtung Hochzeit und steht ganz im Sinne der Liebe. Schöne und manchmal auch skurrile Traditionen machen daraus etwas Besonderes.

Die Zeit der Verlobung: Eine Phase der Vorbereitung

In früheren Zeiten war die Hochzeit ohne eine vorherige Verlobungszeit kaum vorstellbar, doch seit einigen Jahrzehnten wird das lockerer gesehen. Die unterschiedlichen Bräuche um das Verlöbnis und die Zeit vor der Eheschließung haben trotzdem noch eine große Bedeutung, nicht nur in den ländlichen Regionen.

Das Ganze beginnt mit dem Hochzeitsantrag: Traditionsgemäß bittet der Mann seine Angebetete (oder in einigen Fällen auch ihren Vater) um ihre Hand. Inzwischen darf im Zuge der Emanzipation natürlich auch die Frau aktiv werden, wenn sie nicht mehr warten möchte.

Vom erfolgreichen Heiratsantrag, der gerne etwas originell ausfallen kann, bis zum Hochzeitstermin dauert es meistens nicht länger als zwölf Monate. Je nachdem, wie groß die Eheschließung gefeiert werden soll, braucht man tatsächlich viel Zeit, um alles perfekt vorzubereiten. Manchmal ist ein Paar sogar mehrere Jahre lang verlobt, bis es heiratet. Das kann an verschiedenen Gründen liegen. Hier zeigt die Verlobung an, dass sie einander trotzdem treu sein möchten.

In der Phase der Verlobung lernt sich das Paar außerdem gründlich kennen. Während früher ein Zusammenleben vor der Hochzeit nicht möglich war, ist es heute gang und gäbe, dass die Partner bereits eine gemeinsame Wohnung haben. So schlecht ist das auch nicht: Man kennt bereits die alltäglichen Macken des anderen und hat sich gut aneinander gewöhnt.

Die linke Hand wurde für den Verlobungsring ausgewählt, weil laut traditionellem Volksglauben eine Liebesader von hier bis direkt zum Herzen führt. (#01)

Die linke Hand wurde für den Verlobungsring ausgewählt, weil laut traditionellem Volksglauben eine Liebesader von hier bis direkt zum Herzen führt. (#01)

Der Verlobungsring darf nicht fehlen

Ein wichtiger Brauch in vielen Ländern ist der Verlobungsring. Obwohl die Ursprünge des Verlöbnisses im Judentum liegen, sind die Ringe nur im Christentum zu finden. In der Schweiz sowie in anderen europäischen Ländern werden diese am Ringfinger der linken Hand getragen.

Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Der Mann schenkt seiner Liebsten einen einzelnen Ring, den er ihr gleich nach dem angenommenen Heiratsantrag auf den Finger steckt.
  • Das Paar kauft sich gemeinsam zwei Verlobungsringe, so dass Mann und Frau beide ihren eigenen Ring tragen.
  • Die Ringe erhalten eine Gravur, die das Verlobungsdatum und die Namen der Verlobten anzeigt.
  • Zur Hochzeit wandern die Ringe an die rechte Hand und werden so zu Eheringen. Eine zusätzliche Gravur ergänzt das Hochzeitsdatum.

Bis vor wenigen Jahrzehnten war es in Europa und damit auch in der Schweiz üblich, dass beide Verlobten ihre eigenen Verlobungsringe hatten und sie später als Eheringe trugen. Aus den USA kam dann jedoch die Tradition des einzelnen Ringes für die Dame, der gerne drei Monatsgehälter kosten darf.

Die linke Hand wurde für den Verlobungsring ausgewählt, weil laut traditionellem Volksglauben eine Liebesader von hier bis direkt zum Herzen führt. In einigen Ländern bleibt der Ring an der linken Hand, doch in Mitteleuropa stecken ihn die meisten verheirateten Paare an die rechte Hand.

Wie sich die Verlobung entwickelte

In früheren Jahrhunderten waren Hochzeiten eher ein Geschäft als ein romantisches Versprechen. Vor allem im Judentum gab es Heiratsvermittler, die gewissermaßen die Grundlage für eine Verlobung schufen. Wenn sich die Eltern und Geistlichen einig waren und auch die Brautleute selbst keine Einwände vorbrachten, wurden die entsprechenden Verträge unterschrieben. Bei einem Bruch dieses Eheversprechens konnte es zu Rechtsstreitigkeiten und finanziellen Forderungen kommen.

Im 20. Jahrhundert hatten die jungen Leute jedoch immer mehr Freiheiten, trotzdem war es lange Zeit Tradition, dass der Mann bei den Eltern um die Hand seiner Liebsten anhielt. Noch immer freuen sich die traditionsbewussten älteren Generationen darüber, wenn so ein Antrag förmlich vorgetragen wird.

Die traditionellen und modernen Gepflogenheiten bei Verlobung und Hochzeit lassen jedoch deutlich mehr Spielraum als in früheren Zeiten. Die Brautleute wohnen schon lange vor der Hochzeit zusammen und gehen üblicherweise nicht mehr jungfräulich in die Ehe. Die Zeit, sich kennenzulernen und zu „prüfen“, hat inzwischen also eine ganz andere Bedeutung als noch vor 50 Jahren.

Beim Junggesellenabschied war es früher nur der Bräutigam, der mit seinen Freunden um die Häuser zog. Heute gibt es ein vergleichbares Programm für die Braut.(#02)

Beim Junggesellenabschied war es früher nur der Bräutigam, der mit seinen Freunden um die Häuser zog. Heute gibt es ein vergleichbares Programm für die Braut.(#02)

Wie wird der Abschied vom Junggesellendasein gefeiert?

Auch in der heutigen Zeit gibt es noch ausgelassene Verlobungsfeiern, sie finden jedoch nicht mehr so häufig statt wie früher. Manchmal erfahren die Bekannten und etwas weiter entfernten Verwandten erst durch eine Grußkarte oder eine Zeitungsanzeige von der Verlobung. Doch man kann auch zu einer Feier einladen oder an einem Festtag, wenn alle Lieben beisammen sind, die Verlobung bekannt geben.

Wenn die Verlobung selbst gar nicht zelebriert wird, so nehmen die Heiratswilligen auf andere Weise Abschied von ihrem Junggesellenleben: In der Schweiz findet der Polterabend statt, in anderen deutschsprachigen Ländern spricht man vom Junggesellenabschied.

Beim traditionellen Polterabend bringen die Gäste der Feier Porzellan und anderes Geschirr mit, um es mit großem Poltern und Klirren zu Boden zu werfen.

  • Die Scherben symbolisieren Glück,
  • Lärm vertreibt die bösen Geister,
  • Glas darf nicht dabei sein, denn es steht ebenfalls für Glück, das nicht brechen darf.

Beim Junggesellenabschied war es früher nur der Bräutigam, der mit seinen Freunden um die Häuser zog. Heute gibt es ein vergleichbares Programm für die Braut. Die feucht-fröhlichen Männergruppen und Frauencliquen verkaufen teilweise skurrile Dinge oder tragen lustige Kostüme.

Video: Junggesellinnenabschied Idee: Die Pinke Mini Stretch Limousine

Verlobungsbräuche in verschiedenen Ländern

  • Ein Schweizer Brauch eignet sich für den Polterabend oder für die Hochzeitsfeier selbst: Das Paar verteilt Zettel an die Gäste, auf denen ein Datum und ein Alltagsgegenstand geschrieben steht. An dem betroffenen Datum müssen die Gäste den aufgeschriebenen Gegenstand zuschicken oder aushändigen. Dieser Brauch hat seinen Ursprung in der alten Tradition des Brautkaufs und hilft dem Paar dabei, nützliche Haushaltsgegenstände in den ersten Wochen der Ehe zu erhalten.
  • In Polen ist die Verlobungsfeier im Grunde genommen eine persönliche Angelegenheit zwischen dem Brautpaar und deren Eltern. Oft kommen aber auch weitere Angehörige und die zukünftigen Trauzeugen, sodass alle Hochzeitsvorbereitungen besprochen werden können. Alkoholische Getränke wie Wodka und ein festliches Essen machen die Feier doch etwas größer. Bei dieser Zusammenkunft erhält die Braut den Verlobungsring.
  • Eine türkische Verlobung ist ein fröhliches Fest, bei dem das Paar reich beschenkt wird. Alle Gäste stecken Geldscheine und Goldmünzen an die Kleidung von Braut und Bräutigam. Durch diese Sitte soll das Paar genügend Reichtum erhalten, um auch in der Zukunft keinen Mangel zu leiden.
  • In Mittelamerika verlangt es der Brauch, dass der Mann bei seinem zukünftigen Schwiegervater offiziell um die Hand der Braut anhalten muss. Das ist der Höhepunkt der Verlobungsfeier: Nach der Einwilligung des Brautvaters erhält die Angebetete den Verlobungsring.
  • In Holland begibt sich der Mann traditionsgemäß mit einem gefüllten Korb zu der Frau, die er liebt. Wenn diese den Korb mit dem Geschenk annimmt, ist die Verlobung sozusagen besiegelt, wenn sie ihn abweist, hat er sich im wahrsten Sinne „einen Korb geholt“.
  • In Brasilien wird ein ungewöhnlicher Junggesellenabschied gefeiert: Die Gäste bringen verpackte Geschenke mit, deren Inhalt die Braut raten muss. Wenn sie richtig tippt, behält sie das Geschenk. Bei dreimal falschem Raten je Geschenk muss die Braut jedoch ein Kleidungsstück ausziehen. Der Abend kann also interessant werden.
 Bei dreimal falschem Raten je Geschenk muss die Braut jedoch ein Kleidungsstück ausziehen. Der Abend kann also interessant werden.(#03)

Bei dreimal falschem Raten je Geschenk muss die Braut jedoch ein Kleidungsstück ausziehen. Der Abend kann also interessant werden.(#03)

Noch ein paar Bräuche für die Zeit vor der Hochzeit

In Bayern hat das Fensterln bis heute Tradition, jedenfalls in den dörflichen Gebieten. Der Mann steigt mit einer Leiter zum Balkon oder Fenster seiner Freundin hinauf, um ihr seine Liebe zu gestehen. Wenn sie darauf eingeht, geht das Paar bald danach mit ineinander verhakten kleinen Fingern durch die Gegend.

In der Steiermark hat sich ebenfalls ein schöner Brauch halten können: Die Männer pflanzen einen kleinen Baum vor das Fenster der Angebeteten. Wenn diese errät, von wem dieser Baum ist, steht der Verbindung nichts mehr im Weg. Früher handelte es sich traditionsgemäß um eine Tanne, heute kommen auch kleine Laubbäume zum Einsatz. Mit Schleifen verziert wirkt der selbst eingepflanzte Baum besonders romantisch. Sogar der Verlobungsring kann daran festgebunden werden.

In einigen deutschen Regionen ist der Sprung über das Johannisfeuer ein Zeichen für die ewige Liebe. Wenn sich das Paar an den Händen festhält, während es am Johannistag über das brennende Feuer springt, so gilt das laut Brauchtum als Verlobung.

Die Männer pflanzen einen kleinen Baum vor das Fenster der Angebeteten.(#04)

Die Männer pflanzen einen kleinen Baum vor das Fenster der Angebeteten.(#04)

Die symbolische Kraft der Bräuche

Einige Bräuche für die Verlobung und Hochzeit haben eine starke Symbolik:

  • Wenn schon junge Mädchen ihre Pfennige sammeln, um sich später davon Brautschuhe zu kaufen, deutet das auf ihre Sparsamkeit hin.
  • Das gemeinsame Überwinden von Seilen oder das Durchlaufen von Spalieren stärkt den Zusammenhalt des Paares.
  • Das Baumsägen nach der Trauung weist auf die gemeinsame Kraft hin. Gelingt es dem frisch verheirateten Paar nicht, den Baumstamm durchzusägen, so sehen das viele als Zeichen dafür an, dass die Ehe scheitern wird.
  • Durch das Werfen des Brautstraußes soll sich das Glück der frisch Vermählten auf die nächsten übertragen.

Bildnachweis:© Shutterstock – Titelbild:Kamil Macniak – #01:Aireo – #02: Dean Drobo  – #03: A. and I. Kruk  – #04:michaeljung

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